ehr eindrucksvoll berichtet Sebastian Köthe im Literaturhaus über sein Buch »Gedichte aus Guantánamo«. Gedichte, die stellvertretend für die Überlebens- und Widerstandspraktiken der Gefangenen unter Folter stehen. Sie geben nicht nur Auskunft über die Folter und die Überlebensversuche ihrer Autoren, sondern stellen auch eine Reflexion über den Wert von Erfindungskraft und Literatur in Notsituationen dar. Ihre Texte wurden oft nicht einmal aufgeschrieben, sondern bloß in Becher gekratzt, still auswendig gelernt oder Anwält:innen übermittelt.
Über mehrere Jahre haben wir uns für Toffiq al Bihani eingesetzt, der seit 2003 dort inhaftiert war. In (fast) allen unseren Veranstaltungen haben wir Unterschriften für seine Freilassung gesammelt. Wir haben unzählige Postkarten an ihn geschickt, um ihm zu zeigen dass er nicht vergessen ist. Nach 22 Jahren Haft ohne Verurteilung oder rechtstaatliches Verfahren wurde er schließlich am 6.1.2025 freigelassen. Er darf bisher noch keinen direkten Kontakt mit uns aufnehmen. So waren diese Gedichte für uns ganz besonders, denn nun sprachen wir nicht über die Gefangenen von Guantanamo sondern sie sprachen zu uns. Aber auch für die anderen Teilnehmenden war dieser Abend ein besonderes Erlebnis, was sich in den folgenden Gesprächen zeigte. Vielen Dank an Sebastian Köthe, Armin Wühle der das Gespräch moderierte und insbesondere auch an das Team des Göttinger Literaturherbstes.
Übrigens: bis zum 30.11.25 kann diese tolle Veranstaltung unter »literaturherbst-on-air.com« nachgehört werden.
