Gemeinsamer Gottesdienst mit der Reformierten Gemeinde

09.02.2020

Flucht ist kein Verbrechen

Gemeinsam mit Pastor Ebener und Mitgliedern der Reformierten Gemeinde Göttingen gestalteten wir am 9.2.20 einen Gottesdienst zu dem Thema „Flucht ist kein Verbrechen“. Von den ca. 50 BesucherInnen erhielten wir im Anschluss viele positive Rückmeldungen und Dank für einen beeindruckenden und aufrüttelnden Gottesdienst. Auch unser Infostand beim anschließenden Kirchcafé war gut besucht und die ausgelegten Petitionen für eine verbesserte medizinische Versorgung der Geflüchteten auf den griechischen Inseln wurden vielfach unterschrieben. Wir haben uns sehr gefreut auch in diesem Kreis und auf diese Weise auf die Situation von Geflüchteten aufmerksam machen zu können und bedanken uns bei der reformierten Gemeinde für die gute Zusammenarbeit.

Als kleiner Auszug aus dem Gottesdienst folgt hier der Eingangstext:

Wir denken an Menschen, die ihr Zuhause verlassen müssen, um ihr Leben zu retten.

Sie fliehen vor der Gewalt in Kriegen, manche vor der alltäglichen Gewalt auf der Straße, andere vor der Gewalt autoritärer Machthaber. Menschen fliehen vor mörderischer Gewalt in Syrien, im Irak, in Eritrea oder in Afghanistan.

Weltweit sind mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten von ihnen suchen in Nachbarländern Zuflucht, nur ein sehr kleiner Teil sucht Schutz in Europa. Denn der Weg nach Europa ist den meisten Flüchtenden versperrt und sehr gefährlich.

Menschen auf der Flucht sind schutzlos, sie werden in den meisten Transitländern auf dem Weg nach Europa bedroht, inhaftiert und misshandelt. Dies geschieht auf der sogenannten “Balkanroute“ ebenso wie in den Ländern Nordafrikas und in vielen Ländern südlich der Sahara. In Libyen werden noch immer tausende Geflüchtete in illegalen Gefangenenlagern festgehalten. Um Lösegeld zu erpressen, werden sie in großer Zahl gefoltert, viele Geflüchtete werden versklavt, verkauft und ermordet.

Beim Versuch, das Mittelmeer in oft seeuntauglichen Booten zu überqueren, haben in den letzten sechs Jahren mehr als 20.000 Menschen ihr Leben verloren, das Mittelmeer ist zum Massengrab an der EU-Außengrenze geworden.

Denn Hilfe für die vor unseren Augen Ertrinkenden bleibt zu häufig aus. So war die Rettung Schiffbrüchiger nicht das wichtigste Ziel der 2015 ins Leben gerufenen Militärmission Sophia, an der sich auch die Bundeswehr beteiligte. Vielmehr ging es um die Abwehr von Geflüchteten und die Ausbildung der libyschen Küstenwache, die für die Internierung der aufgegriffenen Geflüchteten in den furchtbaren libyschen Lagern mitverantwortlich ist.

Wir beklagen die Rechtlosigkeit von Menschen auf der Flucht und die zunehmende Kriminalisierung derer, die sich für Geflüchtete einsetzen. Jeder Mensch, der sein Land verlassen muss, weil er vor Gewalt flieht, hat das Recht, in einem anderen Land Schutz zu erhalten. Flucht ist kein Verbrechen.